Anarchisches Spiel 04.11.2012

UFFENHEIM – Die Ausstellung in der Christian-von-Bomhard-Schule trägt den harmlos anmutenden Titel Spielplatz. In der zweiten Veranstaltung des Kunstvereins der Schule präsentiert der Bad Windsheimer Künstler Gerhard Rießbeck Bilder und Tonplastiken.
Die grellbunten Farben der Ölbilder kämen auf den weißen Wänden des Atriums gut zur Geltung, ganz wie es das Konzept des Raumes vorsieht, so Pfarrer Winfried Malcher vom Direktorium der Schule bei der Vernissage. Die Laudatio hielt Professor Ralf Frisch von der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Er begann mit einem Schiller-Zitat: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Dabei betonte Frisch, dass Kinderspiele keineswegs immer brav und harmlos seien, sondern oft wild und anarchisch.
Bei den ausgestellten Bildern handele es sich ebenfalls nicht um harmlose Bilder, sondern sie seien allesamt auch ein wenig hinterhältig, anarchisch und bösartig, so Frisch. Aber es sei ja oft gerade das Böse, das Gefährliche, was fasziniert anzieht, insofern sei es sehr mutig, diese Ausstellung in einer Schule, eigentlich einer Anstalt der Disziplinierung, zu zeigen. Der Betrachter könne sich allerdings von dem Schrecklichen, das in eine scheinbar heile Welt einbricht, froh wieder abwenden in der Gewissheit, dass es glücklicherweise doch nur Kunst sei.
Rießbeck spielt in seinen Bildern mit Gegensätzen, mit dem Unerwarteten und Befremdlichen. Es tritt eine Kluft zwischen Schein und Sein hervor.
Schon rein äußerlich zeigt sich dies beispielsweise an den Scheibenköpfen. Die großen, mit Gesichtern bemalten Holzscheiben erscheinen dem Betrachter zunächst dreidimensional wie Kugeln. Erst beim näheren Hinsehen reduzieren sie sich zu einer Fläche.
Mit leichter Gänsehaut
Manche Gesichter sind zur Hälfte rund, zur Hälfte rechteckig. Augen sind wie aus dem Bild springende Bälle oder tiefe schwarze Löcher. Surreale und erschreckende Elemente verfremden die Gesichter bei den Symbiosen: Eine Nase, aus der ein Schlangenschwanz schaut, oder ein Mund, in den ein grüner Frosch hineinkriecht, reizen durch die schöne, detailgenaue Darstellung der Tiere, hinterlassen aber gleichzeitig eine leichte Gänsehaut.
Das Bild vom Kasper fällt schon durch seine Größe auf. In poppig bunten Farben zeigt es den Kasper mit roter Mütze, der jedoch finster und böse blickt und mit einer aus dem Bild herausragenden Pistole in den Raum zielt. Hals- und Handmanschette scheinen aus scharfkantige Metallzacken zu bestehen. Es gibt aber auch das Gegenteil, das Harmlose im Bösen. So zeigt das Bild vom Bösen Wolf das getötete Tier, dem lustig bunte Bausteine aus dem aufgeschlitzten Bauch quellen.
Zu sehen sind Gerhard Rießbecks Werke noch bis zum 21. Dezember in der Christian-von-Bomhard- Schule Uffenheim, jeweilsMontag bis Freitag von 8bis 18 Uhr.


Text: BARBARA GLOWATZKI Copyright (c) 2012 Verlag Nuernberger Presse, Ausgabe 25/10/2012

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