Ex-Siemens-Chef von Pierer: „Optimismus ist angesagt!“ 04.04.2011

Mit viel Selbstironie und sehr persönlichen Einblicken fesselte der jüngste Gast des „Bomhard-Clubs“ seine Zuhörer. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Dr. Heinrich von Pierer, stand in der Kapelle der Christian-von-Bomhard-Schule den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe sowie den anwesenden Ehren-gästen und Lehrern Rede und Antwort. Sehr offen erzählte er dabei private Dinge und berichtete über politische Ereignisse sowie wirtschaftliche Zusammenhänge. Ebenso wurden aktuelle Geschehnisse – das furchtbare Reaktorunglück in Japan – und wichtige Tipps für die Jugendlichen von ihm aufgegriffen und vertieft.
Der Schulleiter PD Dr. Thomas Kellner begrüßte zu Beginn die zahlreichen Ehrengäste (Vertreter aus Politik - Uffenheims Bürgermeister -, Landrat, Vertreter der Stiftung, Stiftungsratsmitglieder und –vorsitzenden, Vertreter der Elternschaft sowie besonders herzlich  den ersten Bomhard-Club-Gast, Dr. Karl Hillermeier) und natürlich die Schülerinnen und Schüler der elften und zwölften Klasse des Gymnasiums und der FOS. Ausführlich ging er auf den Werdegang des bekannten Gastes aus Erlangen ein, verwies immer wieder auf dessen Autobiographie und freute sich auf die kommenden Antworten des Ex-Vorstandsvorsitzenden, „den jeder schon einmal im Fernsehen gesehen hat.“
Da sowohl der Einladende, Dr. Thomas Kellner, als auch der Gast, Dr. Heinrich von Pierer in Erlangen geboren sind und momentan dort leben, sei eine enge Verbindung vorhanden und diese Heimatverbundenheit sei auch etwas, was den Wirtschaftsfachmann Pierer auszeichnet; Zeit seines Lebens blieb er seiner Heimatstadt treu (18 Jahre im Stadtrat, 12 Jahre im Elternbeirat) und hat sich somit seinen Lokalpatriotismus behalten, obgleich er weltweit unterwegs und aktiv war. Dr. Kellner zeigte sich bei seinen einführenden Worten stolz, dass die Bomhard-Club-Gäste „hier in der Markuskapelle keine 08-15 Veranstaltung besuchen“, sondern eine persönliche Beziehung zwischen Referenten und Anwesenden aufgebaut wird, bei der sich die Gäste sehr wohl fühlen können.
Gleich die erste Frage – es waren auf dem Podium Lucas Heydecker, Bianca Kessler und Katharina Stahl als Schülervertreter anwesend - an den Gast empfand dieser als sehr schwierig: „Wie sah es mit ihrer Zeit für die Familie aus?“, wurde er gefragt. Zu Beginn seiner Karriere war das noch nicht so tragisch. „Zum Essen bin ich immer mittags heim“. Doch im Laufe der Jahre wurde dies „immer schwieriger“. Seine Frau sagt: „Das dritte Kind ist eher ohne Vater aufgewachsen.“ Dennoch habe er sich stets bemüht, viel mit der Familie zu unternehmen. Ruhig, anschaulich und sehr bodenständig erzählt der prominente Gast von Umzugsplänen nach München (die Pieres blieben dann doch in Erlangen), über seine Kinder und deren Hobbys sowie über seine Arbeit.
Zur Frage des Schulleiters Dr. Kellner – „Ist China eine Chance oder eine Bedrohung?“ – kann sich der Ex-Siemens-Mann mit Sachverstand äußern, kennt er doch das Land und seine politische Führung aus jahrelanger eigener Erfahrung. „Das Risiko, in China nicht dabei zu sein, ist wesentlich höher als das Risiko, in China dabei zu sein!“ Diese Einschätzung gelte für viele Bereiche, egal ob es sich um Bodenschätze, Investitionen oder Absatzmärkte handele. China hat, so von Pierer, den Anspruch, weltweit in allen Bereichen die Nummer eins zu werden. Wir können die Chinesen nicht stoppen, aber wenn wir weiter innovativ sind, dann können die Deutschen und Europa an China „dran bleiben“. Insofern stellt China sowohl eine Bedrohung (riesigen Energiehunger, billige Produktionsstätten, …) als auch eine große Chance (internationales Gewicht, großer Absatzmarkt, …) dar.
Ruhig und sachlich äußert sich der Gast aus Erlangen zur Spendenaffäre bei Siemens: „Die Affäre hat mein Leben verändert!“ Und auch Siemens hat sich dabei verändert. Als Vorstandsvorsitzender war das seine schwierigste Zeit; die Medien stürzten sich auf diese Sache und es gab viele Verdächtigungen. Wenn man wisse, dass in der Zeit der Affäre bei Siemens pro Tag ca. 30 Millionen Buchungen abliefen, dann könne man sich gut vorstellen, wie schwierig es sein, sei hier alles zu kontrollieren und zu wissen, ob etwas falsch oder verborgen abläuft. Nun sei dies aber bewältigt und „es laufen nur noch saubere Geschäfte“.
Abschließend gab es noch sehr wertvolle Tipps von einem Mann, der jahrelang ganz oben war. Auf die Frage des Schulleiters, was Dr. von Pierer den anwesenden Jugendlichen in Bezug auf deren Zukunft raten könne, antwortete dieser: „Es ist kein Pessimismus angesagt, glaubt an eure Fähigkeiten, lernt Sprachen, macht einige Praktika!“ Die Grundlage für ein erfülltes (Berufs-)Leben liegen außerdem darin, dass man eine ordentliche Ausbildung bekommt, dass man bei allen Gelegenheiten immer sein Bestes gibt - und an manchen Stellen muss man auch einmal das nötige Glück haben  - was Heinrich von Pierer auch auf sich bezog.
Mit einer CD und einer Flasche Frankenwein durch Dr. Kellner sowie mit einem Geschenk von der Schülerfirma „Bomhearts“ wurde der Gast verabschiedet. Beim anschließenden kleinen Empfang im Direktorat (Die leckere Verpflegung lieferte die zweite Schülerfirma „bomfood“.) unterhielt sich der Gast weiter mit den Ehrengästen. Die Schüler zeigten sich erneut tief beeindruckt, dass so berühmte Persönlichkeiten immer wieder nach Uffenheim kommen und von ihrem Leben erzählen.


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