Bei zwei vollbesetzten Vorstellungen hintereinander kamen Realschüler, Gymnasiasten und Hauptschüler in den Genuss, „ihre eigenen Mitschüler“ als Akteure auf der Bühne bewundern zu können. Initiiert hatte das schulartübergreifende Projekt Bomhard-Lehrer Roland Questel, der den Theaterpädagogen Jean-Francois Drozak (siehe Foto) bereits vom Jahr 2007, als er schon einmal in Uffenheim ein Stück aufführte, kennt. In einem Casting hatten sich zuvor 3 Hauptschüler, 3 Realschüler und 2 Gymnasiasten herauskristallisiert, die nun – nach nur dreieinhalb Tagen Probe - das Stück auf die Bühne brachten.
Gegen die „rechten Fänger“ 26.03.2010
Jean-Francois Drozak kommt mit seiner Agentur für Kulturdesign „Kunstdünger“ aus Nürnberg und erarbeitete mit den Jugendlichen das Stück „Acht, Acht“. Direkt vor der Theateraufführung erklärte er den anwesenden Jugendlichen, dass dies die Abkürzung für „Heil Hitler“ sei (zweimal achter Buchstabe im Alphabet = HH). Es geht um subversive Formen der Jugendarbeit Rechtsradikaler. Anschaulich erklärte Drozak mithilfe eines Zuschauers, dass man nicht wirbt mit: „Wollen wir Ausländer herschlagen?“ (da sagen die meisten noch „Nein“), sondern dass viel raffinierter von rechter Seite agiert wird. Es wird ein Bier ausgegeben (siehe Foto 4), man unterhält sich, fragt nach den beruflichen Perspektiven, und schon kann man beispielsweise die schlechte Arbeitsmarktlage den Ausländern in die Schuhe schieben; dann wird noch ein weiteres Bier spendiert, ...
Die Idee zu dem Drehbuch für dieses Stück kam Drozak, nachdem Pfarrer Bloom aus Miltenberg im Juli 2007 seine Kirchenglocken läutete, als Rechtsradikale auf dem Marktplatz eine Veranstaltung abhalten wollten. Die Glocken übertönten die Hassparolen, so dass Pfarrer Blum seit dem als ein Vorbild für ein Engagement gegen Rechtsradikalismus gilt; ihm ist das Stück gewidmet am Ende folgt sinnbildlich 3 Minuten Glockengeläut. Roland Questel erklärte bei der Begrüßung, dass ihm die Idee, dieses Stück nach Uffenheim zu holen, im letzten Jahr gekommen sei, als Rechtsradikale in Uffenheim einen Stand hatten, an dem sie CD´s und Broschüren kostenlos verteilten. Auf den ersten Blick gibt es dort fetzige Musik und „tolle Sprüche“, schaut man jedoch genauer hin, dann erkennt man den rechtsradikalen Charakter! –Genau darum geht es in „Acht. Acht“.
Auf drei Mülltonnen aus Blech stand jeweils „Tänzeln“, „Verteidigung“ und „Angriff“ (im Foto : der Angeworbene darf mit der knallharten Boxlehrerin trainieren). Mit Gratis-CD´s mit „cooler“ Musik, mit kostenlosen Alkoholika bei einem Fußball-Spiel und mit dem Besuch eines Boxvereins sollten Jugendliche „angelockt“ werden. Nach und nach werden sie dann mit den rechtsradikalen Inhalten und Aktionen konfrontiert – doch dann ist es oft schon zu spät, um auszusteigen. Immer wieder gibt es Freibier, Gegröle und „Heil Hitler-Rufe“ (siehe Foto 4). So gelang mit dem Stück, was Roland Questel beabsichtigt hatte: „Es soll ein wenig nachdenklich machen!“ – Dies zeigte die kurze Diskussion im Anschluss an die Aufführung. Lediglich zwei Euro kostete die Schüler der eintritt, hatten doch zahlreiche Sponsoren das Projekt unterstützt (Lions Club, Rotary Club, Verein der Freunde der Bomhard-Schule, MdB Uwe Kekeritz sowie die Sparkasse Uffenheim).