Den perfekten Spagat zwischen sehr nachdenklich bzw. tiefsinnig und extrem witzig und humorvoll schaffte der Kabarettist Rainer Schmidt bei seinem Auftritt in der Christian-von-Bomhard-Schule im Rahmen des Bomhard-Club, hier werden berühmte Persönlichkeiten (Günther Beckstein sowie die Chefs von Adidas oder Siemens waren schon in Uffenheim) eingeladen, die dann den Oberstufenschülerinnen und -schülern des Gymnasiums und der Realschule von ihrem Leben erzählen. Dabei ist natürlich immer interessant, wie deren Zeit als Schüler/Jugendlicher war – dadurch gibt es sehr tiefe Einblicke für die heutige Generation, die für ihr weiteres Leben hilfreiche Tipps gibt. Das Besondere an Rainer Schmidt ist, dass er als Kind ohne Arme und mit einem verkürzten Bein zur Welt kam – darüber scherzt er: „Meine Großmutter sagte: ´Handwerker wird der mal keiner´“
Im Spannungsfeld zwischen besinnlich und lustig 27.03.2017

Immer wieder gelingt es dem Pfarrer und Verwaltungswirt, das komplette Atrium leise zu bringen, indem er bewegend die Zusammenfassung seiner Geburt im Februar 1965 schildert; gebannt hören alle zu, wie das Umfeld auf den „behinderten Jungen“ reagiert. Wenn er dann ironisch, lustig, provokant erzählt, was Behinderung überhaupt bedeutet, wird klar, dass das nur Ansichtssache ist. Alle anderen Kinder in seinem Heimatort nahmen ihn so wie er ist, und es war keinerlei Problem für sie, relativ normal zusammen zu spielen. Auf die Frage, wer denn im Publikum Klavier spielen könne, meldeten sich lediglich ca. 20 Prozent der Anwesenden. Schmidt schloss nach den Handmeldung daraus: „Oha, so wenige nur, Ich stelle fest, 80 Prozent der Bomhard-Schüle sind behindert!“ Dieser Sichtweise getreu ist eigentlich jeder, der eine Brille zum Lesen, Schuhe zum Laufen oder ein Auto zum Fahren braucht, behindert, denn er benötige auch nur ein paar kleine Hilfsmittel, um ein ganz normales Leben führen zu können.
„Inklusion heißt nicht, dass jeder Einzelne immer alles können muss, sondern jeder macht bei all dem mit, was er kann.“ Mit dieser Aussage macht Schmidt vor allem den anwesenden Jugendlichen (zehnte Klasse Realschule, 11 und 12 Klasse FOS und Gymnasium) klar, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und wir einfach nur – entsprechend unseren Fähigkeiten – zusammen arbeiten müssen. Doch auch die Erwachsenen können viel von Schmidt lernen: Mit viel Humor meistert er sein Leben und macht anderen Mut. So hat er beispielsweise recht früh entdeckt, dass er beim Tischtennis sich nicht so dumm anstellt und mit entsprechendem Training, erst im regionalen Verein, dann überregional – bereits 1983 wurde er in den Nachwuchskader der Nationalmannschaft des Deutschen Behinderten Sportverbandes berufen. Zahlreiche Gold-, Silber bzw. Bronze-Medaillen bei den Paralympics, bei Europa- und Weltmeisterschaften sahnte er ab.
Aus allen Lebensbereichen, egal ob Sport, Freundeskreis, Beruf oder Religion erzählt Schmidt und das komplette Atrium hört fasziniert zu und beklatscht den Mann mit den Stummelarmen; der sympathische Rheinländer schafft es, an diesem Vormittag – ebenso wie in der Abendveranstaltung für die Uffenheimer Öffentlichkeit – seine Behinderung vergessen zu machen. Er ist ein toller Kabarettist, der es versteht, immer wieder Witze über seine Behinderung, aber auch über die anderer Menschen, die eingeschränkt sind, zu reißen. Doch immer wieder kommt auch die andere Seite der ernsten Nachdenklichkeit hervor und man weiß, dass es stimmt, wenn er sagt: „Meine kurzen Arme sind ein Aspekt, der zwar den Mitmenschen am meisten auffällt, aber für mich nicht der wichtigste ist!“ Nach über 90 Minuten erhielt Schmidt noch ein Weinpräsent durch den Schulleiter StD Winfried Malcher übereicht, bevor auf der Lounge bei Häppchen der Schülerfirma „bomfood“ noch die Gelegenheit genutzt wurde, mit dem Künstler zu sprechen und festzustellen, dass er ein ganz normaler Mensch wie du und ich ist!