Mit dieser und vielen anderen provokativen Fragen wurde das Mitglied im Akademischen Rat des Lehrstuhls für Fundamental-Theologie und vergleichende Religionswissenschaften an der Uni Würzburg, Dr. Johannes Grössl (zweiter v. l.), konfrontiert. Der hoch interessanter Gast weilte im Atrium der Christian-von-Bomhard-Schule im sogenannten „Bomhard-Club“: Der Theologe und Politiker (ödp) referierte zuerst kurz zum Thema „Künstliche Intelligenz und Polygenie“ und stellte sich anschließend den Fragen der Schüler auf dem Podium und denen des Publikums. Seit mehreren Jahren schon sind bekannte Persönlichkeiten beispielsweise aus der Wirtschaft (ehem. Adidas-Chef Hubert Hainer), Politik (ehem. Ministerpräsident Günther Beckstein/Innenminister Joachim Herrmann) oder Kirche in den Bomhard-Club eingeladen, um vor den Oberstufenschülern des Gymnasiums und der FOS Fragen zu beantworten und zur Diskussion anzuregen.
“Kann man den perfekten Menschen züchten?” 22.04.2019

Herr Grössl wurde vom Leitenden Direktor OStD Winfried Malcher (Mitte) herzlich begrüßt. Dieser freute sich sehr, dass im Publikum etliche Ehrengäste beispielsweise aus der Bomhard-Stiftung, der Politik, der Kirche oder des Elternbeirats der Einladung zu diesem Bomhard-Club gefolgt waren. Er attestierte dem Thema eine „unglaublich hohe gesellschaftliche Brisanz, die aber leider noch nicht bei allen angekommen ist“. Daher sei es umso wichtiger – das betonte der Referent im Laufe der Veranstaltung ebenfalls deutlich - ,dass man darüber gesellschaftlich breit diskutiere.
In seinem halbstündigen Vortrag zum Thema „KI und Polygenie: Warum die Digitalisierung zu einer neuen Eugenik führt“ mussten sich alle Zuhörer gut konzentrieren, denn die Sache und die Begriffe waren sehr komplex. Doch aufgrund des ausgeteilten Handouts und der anschaulichen Beispielen des Referenten konnte man gut folgen. Dr. Grössl machte deutlich, wie leichtfertig wir Menschen fast alle Daten an Soziale Netzwerke preisgeben und eine Verknüpfung dieser Informationen beispielsweise mit DNA-Daten leicht dazu führen könnten, dass sie missbraucht werden. Welche Eltern wollen denn nicht, dass ihr Kind möglichst ganz gesund ist, sehr sportlich oder musikalisch ist oder eine hohe Intelligenz aufweist? Das kann dazu führen, dass z. B. Embryonen, die nicht so „hochwertig“ sind, einfach „eliminiert“ werden. Sollen Kinder, die vielleicht später krank werden, überhaupt geboren werden? In totalitären Staaten könnte solch ein Wissen ausgenutzt werden.
So ist ganz wichtig, wie die Politik und die Gesellschaft moralisch und ethisch mit dieser Frage umgehen. Leider, so bemängelte der Redner, „gibt es auf der ´Welt-Ebene´ keine Instanz, die hier Regeln vorgibt“. Glücklicherweise gibt es einen „Deutschen Ethik-Rat“, doch ist dieser nur national aktiv. Das Problem muss jedoch weltweit betrachtet werden. Es gibt Staaten wie z. B. China, die hier schon weiter sind und unkontrolliert und hemmungslos forschen (vgl. Geburt eines Designer-Kinds in China im vergangenen Jahr). Die sehr gut vom Abteilungsleiter der FOS, Philipp Specht, vorbereiteten Schüler auf dem Podium (v. l. Clara Zeller, Daniel Hutzler und Niklas Kraft) formulierten tief gehende Fragen, die jedoch immer gut verständlich von Herrn Grössl beantwortet wurden. Trotz des komplexen Themas stellten etliche Ehrengäste und interessierte Schülerinnen und Schüler hervorragend passende Fragen; die aufmerksamen Zuhörer ließen einen deutlich spüren, dass das Thema „Künstliche Intelligenz“ uns alle in naher Zukunft viel beschäftigen wird und wir uns viele Gedanken machen müssen, wie wir damit umgehen. Der Tipp des Experten Grössl war vor allem auf die Jugend gemünzt: „Zieht euer eigenes Ding durch – ihr müsst nicht dem Anpassungsdruck unterliegen“. Das heißt, dass die Pluralität, also die Vielfältigkeit der Gesellschaft und des menschlichen Lebens erhalten bleiben muss!
Neue Techniken bieten immer Vor- und Nachteile, es sei wichtig, wie man damit umgeht, so hätte man ja auch die Atomforschung und das Internet verbieten müssen, ob der großen Gefahren, die entstehen können. Doch dieses Verbot wäre unrealistisch, denn ob es überhaupt etwas genutzt hätte, ist sehr fraglich. Nach 90 Minuten gab es auf der Lounge, bei Häppchen der Schülerfirma „Bomfood“ und Getränken, noch weitere interessante Gespräche über das emotional aufwühlende Zukunftsthema.