Private Einblicke in DDR-Alltag 26.03.2010

Viele Nachfragen am Ende seines Vortrages zeigten das große Interesse der Jugendlichen für dieses Thema, das im Lehrplan der Abschlussklasse natürlich nur „relativ theoretisch“ im Unterricht behandelt wird.

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Gebannt lauschten die Jugendlichen der Biographie des Vortragenden: 1943 wurde er geboren, beruflich war er als Lehrer an der Polytechnischen Oberschule tätig. Da er bereits lange Zeit immer wieder Ausreiseanträge gestellt hatte, war er für den Staatssicherheitsdienst der DDR (Stasi) schon lange ein zu beobachtendes Objekt. Häufig versuchte man, ihn wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten zu verhaften. Dennoch erhielt er 1981 die Ausreisegenehmigung für die BRD.

Sehr anschaulich vermittelte Bernd Hochberger den Zehntklässlern, wie schnell man in die „Fänge“ der Stasi geraten konnte: Wer wollte nicht seine eigene berufliche Karriere retten oder die Zukunft seiner Kinder nicht verbauen, wenn unverfänglich gefragt wurde: „Sie kennen doch den Herrn Müller, wir bräuchten da ein paar Informationen über ihn.“ Und andererseits wurde die Aussage in den Raum gestellt, dass ein Studium des Sohnes unmöglich wäre, wenn nicht ein paar Informationen flössen... . Es wurde mit Druck, Erpressung und anderen Methoden gearbeitet.

Erst um die Jahrtausendwende – der Mauerfall war schon 1989 – gelang es dem Ex-Lehrer Einblick in seine Stasi Akten zu nehmen. Da erfuhr er dann, dass selbst seine Ex-Frau und sein Ex-Schwiegervater Informationen über ihn an die DDR-Staatssicherheit geliefert hatten – eine erschütternde Erkenntnis, auch die Schüler waren von der Lebensgeschichte betroffen und bekamen einen sehr tiefen Einblick in den Alltag der Deutschen Demokratischen Republik. Am Ende des Vortrages bedankte sich der Organisator Geschichtslehrer Ralf Lischka bei Herrn Hocheder für seinen Vortrag und bei seinem Freund, dem Geckenheimer Fritz Rückert, für die „Vermittlung“ des Zeitzeugen.


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