Spannender Besuch im Schulmuseum in Leipzig 28.02.2015

Geschichte-W-Seminar erlebte den Schulunterricht in Kaiserreich und DDR

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 Am 23.Oktober 2014, frühmorgens, pünktlich um 6:00 Uhr – es war noch stockdunkel und etwas regnerisch – fuhren 14 Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin Frau Sturm im Kleinbus des Reiseunternehmens Höhn (Sugenheim) los. Direkt unter der Straßenlaterne in Gollhofen wartete bereits ein Mitschüler. So war die reisefreudige Truppe vollzählig. Was würde sie erwarten?

Nach etwa 4 Stunden kamen wir in der Weltstadt Leipzig an. Ein kurzer Halt am berühmten Völkerschlachtdenkmal ließ uns dessen gewaltigen Ausmaße bestaunen, die uns trotz der Renovierungsmaßnahmen beeindruckten. Dann jedoch rasch weiter! Denn wir wollten rechtzeitig am Schulmuseum ankommen. Wegen des bewölkten Himmels schien das Navigationsgerät der Firma Höhn immer wieder zu streiken. Trotzdem erreichten wir pünktlich das ehemalige Stasi-Gebäude, wo das Schulmuseum untergebracht ist.

Sofort ging es los. Wir wurden bereits erwartet und erhielten zunächst eine kurze theoretische Einführung in den „Schulunterricht im Kaiserreich“. Als die Praxis begann, verwandelten wir uns, in zeitgemäßer Leipziger Schuluniform (die Mädchen mit Schürze und Haarschleife, die Knaben im „Matrosenanzug“), in skeptische Schüler mit einer grimmig dreinblickenden Lehrerin namens Frau Haupt alias „Fräulein Lehrerin“. Nachdem wir sie mit einem taktvollen „Gu-ten Mor-gen, Fräu-lein Leh-re-rin“ begrüßt hatten, zwängten wir uns in die engen Schulbänke. In den folgenden 90 Minuten „genossen“ wir Unterricht (siehe Foto) gemäß der Kaiserzeit mit der Einführung in typische Schulstrafen („Esels“-/ „Läusebank“) bzw. Belohnung durch „Fleißbildchen“ und in die (alte) deutsche Schrift mit Schiefertafel und Griffel.

Zunächst herrschte ein sehr angespanntes Schulklima, da es uns anfangs schwer fiel  zwischen Rollenspiel und Realität zu unterscheiden. Außerdem waren uns der militärische Kommandoton und die ständige Disziplinierung sehr fremd. So bekamen wir einen sehr hautnahen Einblick, was Schülern im Kaiserreich widerfuhr, wenn sie mal nicht aufpassten oder in irgendeiner Form aus der Reihe tanzten.

Erkenntnisreicher, aber auch erleichtert wurden wir in die Mittagspause entlassen. Wir erkundeten dabei die Innenstadt von Leipzig. Nachdem wir uns nach dem harten Kaiserzeitunterricht gestärkt hatten, erlebten wir jetzt zwei Stunden DDR-Unterricht bei der Museumsleiterin Frau Urban alias Frau Lehmann, die deutlich darauf hinwies, dass wir ihre Aktionen, die sich im Unterricht gegen uns richten werden, nicht persönlich nehmen sollen.

Nun ging es richtig los! Die Pionierhalsbändchen umgebunden, Appell an die Klasse und Begrüßung der Lehrerin waren die ersten einschneidenden Ereignisse dieses Unterrichts. Nun erfuhr die Klasse zum ersten Mal, wie Lehrer in der DDR einzelne Schüler total ausgrenzten, und das während der gesamten Unterrichtszeit! Wir lernten die Methoden der Manipulation einer „lieben“ DDR-Lehrerin kennen, aber auch die versteckten bzw. offenen Drohungen. So wurde die Staatsbürgerkunde zur reinen „Verherrlichung“ der DDR und immer mehr zur Erziehung zum Hass gegen den Klassenfeind.

Vor allem das anschließende Gespräch mit Frau Urban beeindruckte uns, weil sie ihre ganz persönliche Situation damals in der DDR, ihr Engagement während der Zeit des Mauerfalls 1989/90, aber auch die Probleme heute schilderte, dass vor allem ehemalige DDR-Bürger das geschehene Unrecht leugnen.

Im Anschluss an diese sehr informativen Schulstunden besuchten wir die Innenstadt von Leipzig (siehe Foto), lernten die Nikolaikirche und Auerbachs Keller kennen und schlenderten in Richtung Hauptbahnhof (Weltkulturerbe), der uns ebenfalls beeindruckte. Hier wartete auch unser Bus, der uns sicher zurück nach Uffenheim brachte.

Ein unvergessliches Erlebnis!


Text: Brigitte Sturm und die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des W-Seminars Geschichte

Dieser Artikel erscheint im Bereich: Allgemein, Philosophische und literarische Angebote