Der bekennende Ex-Junkie und Bestsellerautor Dominik Forster aus Nürnbergpräsentierte uns sein deutschlandweit einmaliges Bühnenprogramm und Event „Flashback Drogenbriefing". Vermittelt wurde der Vortrag durch Vertrauenslehrer Alexander Hetzer, der den Autor bei einer Fortbildung kennenlernte.
Vom Abhängigen zum Motivator – Drogenprävention der besonderen Art 18.12.2019

Durch seine offene Art und die manchmal derbe Ausdrucksweise kommt er bei den Jugendlichen gut an, denn er spricht ihre Sprache. Seine Botschaft ist authentisch und unverhohlen ehrlich – genau das, was die knapp 200 Schüler im vollgefüllten Atrium der Schule hören wollten. Binnen 90 Sekunden hatte Dominik Forster erreicht, wovon viele Redner nur träumen, er hat alle anwesenden Jugendlichen und Lehrer gepackt: „Mit Cristal machst du die Nacht zum Tag und feierst wochenlang durch. Du glaubst, je mehr Drogen du nimmst, desto besser wird alles. Wie eine Rakete, die unaufhaltsam in den Himmel steigt. Doch was passiert mit ihr am höchsten Punkt? Richtig. Sie explodiert! Ich kann das sagen, weil ich es erlebt habe.“
In seinem 80 Minuten dauernden Vortrag hingen die Zuhörer an seinen Lippen und blieben auch die ganze Zeit über aufmerksam. „Das gelingt uns Lehrer selten und spricht für ihn. Vor allem, weil er das Vokabular der Jugend verwendet“, so Alexander Hetzer.
Dominik Forster ist Ex-Junkie, Ex-Dealer, Ex-Knacki, Bestsellerautor und erfolgreicher Coach – genau das macht es so beachtenswert und beeindruckend. Er erzählt nicht irgendeine Story, er erzählt seine persönliche Geschichte. Nach einem Sturz vom Hallendach des väterlichen Betriebs, sah es sehr damals schlecht um den kleinen Jungen aus: Dreifacher Schädelbasisbruch und ein Innenohrabriss waren die Folge. Aber er schaffte es, sich ins Leben zurück zu kämpfen. Später dann wurde er in der Hauptschule Opfer vielfacher Mobbing- und Prügelattacken. Er erlebte die Hölle, wurde nicht akzeptiert und hasste die Schule. Als Forster das erste Mal Speed konsumierte, war seine Mutter schon medikamentenabhängig, sein Vater trank. Wie bei allen Drogen, die noch kommen sollten, überspannte er den Bogen von Anfang an. „Ich hatte früh gelernt, dass ich meinen Eltern nicht zur Last fallen darf, also habe ich alles allein schaffen wollen.“ Und so floh er in seine neue Welt, die der Drogen. In seinem autobiografischen Buch „crystal.klar" beschreibt er all dies genau. „Manchmal war ich 13 Tage am Stück wach, da ist dein Hirn nur noch Matsch. Ich lag in meiner verschimmelten Bude rum, so verstrahlt, dass ich mir sicher war, unter meiner Haut befänden sich Käfer. Stundenlang versuchte ich, mir diese mit einer Rasierklinge, einer Nagelschere und einem Feuerzeug herauszuschneiden.“ Dass Drogen fast bei jedem Jugendlichen irgendwann einmal eine Rolle spielen, sei ihm ganz klar. Doch viel wichtiger ist, die Frage zu klären, warum jemand konsumiert oder wie häufig. Ist es nur, um im Freundeskreis cool zu sein? Oder hat er wie ich damals massive andere Probleme? „Jeder muss sich eine Aufgabe suchen. Etwas, dass ihn antreibt. Dann wird er auch nie abhängig werden. Ich habe mich fast behindert konsumiert und bin froh, so fit vor euch stehen zu können.“
Obwohl viele der Schüler sein Buch bereits als Schullektüre gelesen hatten, folgen sie seinen Worten gebannt. Er ist der Hauptdarsteller seines Krimis - glücklicherweise mit einem Happy End, wenn auch in unverstellter Jugendsprache. Dieses glückliche Ende war für ihn im wahrsten Sinn des Wortes ein Glück, denn er musste sich nach seinem Tiefpunkt etlichen medizinischen Eingriffen unterziehen. Seine Stirn- und Nebenhöhlen waren vollgefüllt mit dem ätzenden, und teilweise mit Eisen- bzw. Glasspänen gestreckten, Crystal Meth und mussten gesäubert werden.
Auch auf seine Haftstrafe geht Forster kurz ein. „Ich habe 2 Jahre und 6 Monate gesessen. Das war die härteste und schlimmste Zeit in meinem Leben. Gefängnis ist die Hölle!“
Zum Ende des Vortrages wird es noch einmal tiefgehend: „Jeder hat in sich eine Flamme, die ihm am Leben hält. Diese Flamme wird durch viele kleine Helfer im Körper am Brennen gehalten. Diese Helfer sind positive Erfahrungen, Spaß, Freude und alles Gute, was du erfährst. Erhaltet euch das Feuer! Wenn du immer runtergemacht wirst und es dir dauerhaft schlecht geht, wird diese Flamme immer kleiner und kleiner, bis sie schließlich ausgeht und du daran zerbrichst. Das darf nicht passieren.“ Die Eckpfeiler eines erfüllten Lebens seien Beruf, Beziehung und Leidenschaft, so Forster, und wenn diese intakt seien, habe man Lust auf sein Leben. Heute geht es ihm allerdings richtig gut: „Ich bin clean und trocken, habe meinen Traumjob gefunden und die Liebe meines Lebens geheiratet – dennoch werde ich immer drogensüchtig bleiben, denn das bist du dein Leben lang.“
Über dieses Problem muss gesprochen werden, denn es kann jeden treffen - und genau das hat er bewegend und ehrlich den Schülern sowie Lehrern vermittelt. Dies konnte man auch daran erkennen, dass sich etliche Jugendliche mit ihm im Anschluss an die Veranstaltung unterhalten haben, Selfies machten oder auch noch Fragen stellten, die sie brennend interessierten. Geduldig und ehrlich wurden diese durch den Autor beantwortet und so ist es ein ungewöhnlicher, vielleicht einzigartiger Präventionsunterricht: Ein Mann mit einem konkreten Ziel, nämlich „denjenigen eine Stimme geben, die keine haben“, geht in die Schulen, um andere vor dem zu bewahren, was ihm passiert ist. Beeindruckend.