“Hut ab vor jüngeren Leuten!” 17.02.2021

„Hut ab vor den jungen Leuten, die in dieser schwierigen Zeit durchhalten und jetzt ihren Abschluss machen!“ Dies rief der Abgeordnete des Bayerischen Landtages (siehe Foto auf dem Bildschrim) den Schülerinnen und Schülern der Q 12 der Christian-von-Bomhard Schule bei „seiner“ Online-Stunde zu, die er im Rahmen der Aktion „Politiker schenken den Schülern eine Stunde“ in Uffenheim abhielt. Bereits im vergangenen Jahr war Hans Herold, Abgeordneter im Münchner Landtag, zu Gast in Uffenheim – allerdings persönlich. Die Freien Schulen wollen mit dieser Aktion einen Beitrag leisten gegen Politikverdrossenheit und Radikalisierung. Zuerst (dritte Unterrichtsstunde) war die Q 12 an der Reihe, im Anschluss (vierte Stunde) durfte die FOS 12 den Politiker erleben. Zu Beginn der dritten Stunde begrüßte Gesamtschulleiter Alfred Lockl (vorne Mitte) den – wie er ihn nannte – „Polit-Profi“, der im Landkreis seit Jahrzehnten für alle wichtigen politischen Dinge „von A bis Z“ zuständig ist. Lockl freute sich – zuhause ohne Maske, während die Q 12 mit Abstand und halber Anzahl vor Ort war - auf dem Bildschirm im Klassenzimmer den Landtagsabgeordneten zu sehen; die andere Hälfte der Klasse (Wechselunterricht) war online über Zoom zugeschaltet; hier hatte der stellvertretende Schulleiter Philipp Specht (vorne links) im Vorfeld alles perfekt vorbereitet.

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Herold begrüßte die Kollegiatinnen und Kollegiaten mit einem „Helau und Alaaf nach Uffenheim!“ Sehr zum Leidwesen von Referent und Zuhörern ist faschingsmäßig dieses Jahr alles gestrichen – Veranstaltungen und Ferien. Herold bedankte sich sehr – gerade in der jetzigen Zeit – für die Einladung zur Online-Stunde. Da Herold stellvertretender Vorstand der CvB-Stiftung ist, ist seine Verbindung zur Schule natürlich besonders gut; er lobte den guten Ruf der Uffenheimer Internats-Schule im Landkreis und skizzierte kurz den Ablauf der Veranstaltung: Zu Beginn werde er seine Einschätzung zu Corona geben, dann über seine aktuelle Arbeit erzählen, bevor Fragen und Diskussionen mit den Schülern im Mittelpunkt stehen.

Seit einem Jahr gibt es nun schon massive Einschränkungen durch die Pandemie und er sehe, dass speziell für Schulen, und natürlich für die davon betroffenen Schüler*innen und Lehrkräfte, sehr darunter litten. Er wisse aber auch, dass dank es des Distanzunterrichts per Teams an der Bomhardschule sehr gut klappe. Dennoch fehle der soziale Austausch sehr, wenn die Kinder und Jugendlichen nicht im Präsenzunterricht vor Ort sind. Auch der Landespolitiker ist in seiner Arbeit durch Corona stark eingeschränkt und nimmt nun viele Termine von zuhause wahr. Eigentlich sollte heute früh um 8:00 Uhr ein Frisörtermin sein – „man sieht es auch an meiner Frisur“ scherzte Herold – danach stand eigentlich der „echte“ Besuch in Uffenheim auf dem Programm; das alles ist heute nicht möglich. So hat sich auch die komplette Arbeitsweise im Landtag geändert, da nur noch 50% der Angeordneten vor Ort sind, der Rest ist digital zugeschaltet.

Sehr offen und ehrlich sprach Herolddarüber, dass in der Landtagsfraktion oft heftig und kontrovers diskutiert wird, was der richtige Weg in der Pandemie sei. Es gibt hier unterschiedliche Meinungen. Die Situation ist sehr komplex, vor allem, da man ja nie zuvor vor solch einer Herausforderung gestanden hat und selbst Experten nur mutmaßen können, was genau jetzt sinnvoll sei. Dennoch werden die Entscheidungen dann demokratisch mit Mehrheit beschlossen, wobei ja auch in der Bevölkerung zu beobachten ist, dass der einen Hälfte die Maßnahmen nicht streng genug sind, während die andere Hälfte dringend Lockerungen fordert. Da Herold ständig in Kontakt mit den Ansprechpartnern vor Ort ist (Gesundheitsamt, Kliniken, Bürgern), wisse er, wie wichtig gute Erklärungen durch die Politik sind sowie die Aussicht auf baldige Öffnungen.

Nach diesem kurzen Statement eröffnete Lockl nach einem herzlichen Dankeschön die Fragerunde – auch für zugeschalteten Kollegiat*innen Zuhause. Hier gab es durch die Kollegiat*innen, und im Anschluss auch durch die FOS 12-Schüler*innen, die in der Folgestunde Hans Herold als Referent eingeladen hatte, viele gute Fragen, die der CSU-Politiker fast immer zur Zufriedenheit der Fragenden beantworten konnte. Dabei teilte er nicht den Eindruck der Jugendlichen, dass „man sie als Corona-Jahrgang“ abstempeln werde. Er sehe das gerade andersherum, denn wer jetzt mit den schulischen Herausforderungen und der Abi-Prüfung zurechtkomme, der zeige, dass er fit ist. Unverblümt gestand Herold, dass das Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium bei den Wirtschaftshilfen „zu schleppend“ gehandelt habe und das „eher schlecht“ lief. Weitere Themen waren Ausgangssperren, Einzelhandel, schulischer Weg nach dem Abitur oder beispielsweise das (vergessene?) Thema Klimaschutz.

Insgesamt vermittelte der Landespolitiker das Bild eines „voll im Leben stehenden“ Menschen, der die Nöte und Sorgen der Bevölkerung – und auch insbesondere der Schüler*innen – durchaus wahrnimmt und ernst nimmt und versucht zu erklären, dass Politik nicht immer ideal handelt, dass aber dahinter Menschen wie er stehen, die sich bemühen, ihre Sache gut und im Sinne der Bevölkerung zu machen. Obwohl die Bomhard-Schüler*innen Herold leider nicht persönlich treffen konnten, bereicherten doch die beiden Online-Stunde den Unterricht und trugen zu einem besseren Politikverständnis bei!


Text: RL

Dieser Artikel erscheint im Bereich: Kommunikations- und Partizipationskultur